Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Um es gleich vorwegzusagen: eine absolut verbindliche Aussage darüber, wann das Erdöl tatsächlich zur Neige geht, kann jetzt noch nicht getroffen werden.
Immer wieder geistern Berichte darüber, dass die Erdölvorkommen in etwa zwanzig Jahren ausgeschöpft sein könnten, durch die Medien.
Erstmals tauchten diese Angaben Ende 1980 auf. Dieser Berechnung lag der damalige Datenbestand zugrunde. Aber das ist kein zuverlässiger Wert, da die stetig wachsende Industrialisierung weltweit und der damit steigende Bedarf an Erdöl nicht zu kalkulierenden Faktoren darstellen.
Unklar ist auch, wie viel Öl sich wirklich in der Erdkruste befindet. Auch bei dieser Frage lagen Geologen mit ihren Aussagen immer wieder daneben. Den Aussagen der 80er-Jahre lagen auch die technischen Möglichkeiten der Vergangenheit zugrunde. So war es damals noch unvorstellbar, dass man beispielsweise Erdöl, welches in Schiefergestein eingeschlossen ist, fördern könnte.
Erste Versuche, diese Ölvorräte anzuzapfen, wurden Ende der 80er-Jahre aufgegeben, da sie sich wirtschaftlich als unrentabel darstellten – mittlerweile wird Öl aus Schiefergestein aber gefördert.
Gleiches gilt auch heute für die unter Umständen größten Kerogenvorkommen, in der Region der Rocky Mountains. Geologen fanden dort nämlich eine Vorstufe von Ölschiefer (Kerogen), aus welchem in Millionen Jahren Öl werden würde. Jetzt lassen Erdölkonzerne forschen, ob und wie man diesen Prozess beschleunigen kann.
Derzeit sind auch immer wieder Schlagzeilen zu lesen, dass in der Tiefsee vor der Küste Brasiliens Erdöl gefunden worden ist, dessen Umfang mindestens denen der gesamten USA entsprechen soll und nach Schätzungen der nationalen Ölaufsichtsbehörde bei etwa 33 Milliarden Barrel liegt.
Falls das zutrifft, müsste der statistische Wert in Bezug auf die Zeitspanne, wie lange Erdöl noch verfügbar sein könnte, deutlich nach oben korrigiert werden. Aber auch die besten Zahlenspiele können im Ergebnis keine verlässlichen Zeiträume nennen, wann die kostbare Ressource wirklich zur Neige gehen wird.
Umweltschutz First
Bei der Frage danach, wie hoch die Ressourcen tatsächlich sind – nicht nur in Bezug auf Erdöl – gerät leider eine viel wichtigere Frage oftmals in den Hintergrund. Diese Frage sollte lauten, ob die Ausschöpfung aller heute und in Zukunft technisch machbaren Fördermöglichkeiten unserem Planeten Schaden zufügen. Erinnert sei hier an das sogenannte und in weiten Kreisen umstrittene „Fracking“ oder auch an den Ölsandabbau.
Ökologen und Umweltschützer erheben warnend ihre Stimme, da die Folgen dieser Methode noch unbekannt respektive unerforscht sind.
Oftmals hat es den Anschein, als ob die Profitgier mancher multinationaler Konzerne größer ist, als es unserer Erde guttun kann. Und selbst bei allem Verständnis für wirtschaftlichen Fortschritt sollten alle Beteiligten nicht aus den Augen verlieren, dass wir nur diese eine Welt haben, die es zu erhalten gilt.